Das Wissen um die thermische Wirkung von Nahrungsmitteln in der Chinesischen Medizin macht den großen Unterschied!
Als Ernährungsberaterin und Vortragende für Chinesische Medizin bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig das Wissen um die thermische Wirkung von Nahrungsmitteln in anderen Ernährungslehren und -Kulturen verankert ist – nämlich gar nicht!
Nur die fernöstlichen Ernährungsformen kennen diese Einteilung und Charakteristika. Dazu gehören, neben der Chinesischen Medizin das Ayurveda, die japanische Macrobiotik und die tibetische Medizin.
Neuere Ernährungsformen, wie Vegan, Metabolic balance, „schlank im Schlaf“, Vollwertkost etc. versuchen ohne dieses Wissen ihr Klientel zu Gesundheit, Stoffwechselharmonie oder Gewichtsreduktion zu verhelfen….ich bezweifle, dass dies dauerhaft gelingt ohne die thermische Wirkung mit einzubeziehen.
Kurze Rückblende in unsere europäische Medizin:
z.B. Galen bzw. Galenos von Pergamon, * 129 oder 131 in Pergamon, † um 205 oder 215 in Rom, war ein vorwiegend in Rom tätiger griechischer Arzt und Anatom. Galen gilt nach Hippokrates als der bedeutendste Arzt des Altertums. Ab etwa 146 beschäftigte sich Galen vornehmlich mit der Medizin. Er studierte in der Nähe von Smyrna.
Er nahm die in der Philosophie entwickelte Vier-Elemente-Lehre auf, wonach Feuer, Erde, Luft und Wasser in unterschiedlicher Zusammensetzung die Grundelemente allen Seins darstellen. Ebenso knüpfte er an die in der hippokratischen Medizin bereits in Ansätzen entwickelte Viersäftelehre an, welche den vier Körperssäften Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle jeweils die vier Qualitäten (Primärqualitäten):
- warm und feucht
- kalt und feucht
- warm und trocken
- kalt und trocken zuordnete.
Die von Galen postulierten 4 Geschmacksqualitäten (Sekundärqualitäten) sind:
- Blut – süß
- Schleim – salzig
- gelbe Galle – bitter
- schwarze Galle – sauer und scharf.
Darüber hinaus verknüpfte er die vier Säfte auch mit den vier Lebensphasen des Menschen. Krankheit war für ihn eine fehlerhafte Mischung der Säfte. Galen legte bei der Diagnose von Krankheiten besonderen Wert auf die Untersuchung von Puls und Harn.
Jede Krankheit verlangte nach einem eigenen Medikament, für dessen Auswahl und Dosierung man das „temperamentum“, das heißt die angemessene Mischung der Säfte des Kranken selbst, und des erkrankten Körperteils im Speziellen, sowie den Wirkungsgrad des Medikamentes beachten müsse. Er stellte damit die Therapie und Pharmakologie auf eine systematische Basis.
Die Wirkungsgrade seiner Stoffe unterschied er folgendermaßen:
- kaum merklich
- mit den Sinnen deutlich wahrnehmbar
- heftig, leicht schädigend
- heftig, zerstörend. Quelle: Wikipedia
z. B. Hildegard von Bingen, * 1098 Bermersheim vor der Höhe, † 1179 im Kloster Rupertsberg
Die Leistung Hildegards liegt unter anderem darin, dass sie das damalige Wissen über Krankheiten und Pflanzen aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der Volksmedizin zusammenbrachte und die deutschen Pflanzennamen nutzte. Sie entwickelte vor allem aber eigene Ansichten über die Entstehung von Krankheiten, Körperlichkeit und Sexualität. Eigene medizinische Verfahren entwickelte sie nicht, sondern trug lediglich bereits bekannte Behandlungsmethoden aus verschiedenen Quellen zusammen. Hildegards Krankheitstheorie ist der antiken Viersäftelehre sehr ähnlich, nur mit abweichenden Bezeichnungen. Die Kräuterkunde aus Causae et Curae beinhaltet viele sehr direkte Anweisungen, die jeweils nach Symptomen geordnet sind. Sie sind daher auch für medizinische Laien gut zu gebrauchen.
So heißt es bei Hildegard: „Drei Pfade hat der Mensch in sich, in denen sich sein Leben tätigt: die Seele, den Leib und die Sinne“. Nur wenn diese drei Aspekte der Lebensführung ausgewogen beachtet werden, bleibt der Mensch gesund. Quelle: Wikipedia
Bis ins Mittelalter hinein gab es also auch in Europa diffenziertes Wissen vorwiegend zu Kräutern, Tinkturen u.a bzgl der Viersäftelehre. Aber überliefert bis in heutige Zeit, lebendige Volksmedizin ist es nicht.
Anders hierzu wird in der Chinesischen Medizin, hier Ernährungslehre und Pharmakologie (Kräutermedizin), die thermische Wirkung von Nahrungsmittel und Kräuterń als auch ihr Geschmack (energetische Wirkrichtung) klassifiziert. Auf dieser Basis werden sowohl Ernährungstipps als auch Kräuterrezepturen individuell für die Patienten zusammengestellt.
Was also ist nun die thermische Wirkung:
Die thermische Wirkung beschreibt ein wichtiges Kriterium der Wirkweise von Nahrungsmitteln auf unseren Körper. Sie ist wie ein Potential in den Nahrungsmitteln verankert. Sie verändert sich durch Zubereitungsverfahren in die eine oder andere Richtung. In den Nahrungsmittel- Listen beziehen sich die thermischen Wirkungen auf den Rohzustand der angegebenen Nahrungsmittel.
- Kalt kühlen den Körper, verhindern/ reduzieren, Yang- Fülle
Banane, Joghurt, Mineralwasser,Speiseeis, Wassermelone, Kiwi, Algen, Salz, Zitrusfrüchte, Sprossen, Weizen, Sojamilch
- kühl unterstützen die Bildung von Körpersäften + Blut, befeuchten die Schleimhäute und Gewebe
Rettich, Staudensellerie, grüner Salat, Gurke, Birne, Pampelmuse, grüner Tee, Chinakohl, Champignons, grüner Apfel
- neutral bauen Qi auf, stärken die Mitte
Rundkornreis, Polenta, frische Erbsen, Linsen, Karotte, Weißkohl, Kartoffel, Shitake, Adukibohne, Honig,
- warm erwärmen den Körper, unterstützen die Yang-Energien
frischer Ingwer, Rotwein, Kaffee, Fenchel, Klebreis, Hafer, Rind, Lamm, Walnuß, Austernpilze, Koriander
- heiß mobilisieren die Abwehr, verhindern/ reduzieren Kälte
Pfeffer, Chili, getrockneter Ingwer, Schnaps
Wohl bekomm’s! Herzliche Grüße und bis bald!
Ihre Gabriele Bartels