Blaubeeren

Informationen über Superfoods

superfood

Ist Superfood auch super gut?

Die Beschreibung der Superfoods beginnt meist mitten im Urwald, versteckt vor der Zivilisation, bei einem Indianerstamm, der durch die Verwendung alter Heilmittel besonders gesund und vital, ohne Brust- oder Lungenkrebs, ohne Übergewicht, Alzheimer oder Herzinfarkt lebt.

So steht es auf Smoothie-Fläschchen oder Joghurtbechern, wird in Food-Blogs verbreitet und soll zum Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln anregen. Der Sammelbegriff für diese wundersamen Lebensmittel ist „superfood“.

Der Begriff Superfood wird bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts verwendet, ist allerdings erst in den letzten Jahren allgemein bekannt geworden. Es findet sich keine offizielle oder rechtlich bindende Begriffsdefinition. Gemeint wird ein „nährstoffreiches Lebensmittel, das als besonders förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden erachtet wird“.

Der erhöhte Nährstoffgehalt bezieht sich meist auf Anthocyane, sekundäre Pflanzenstoffe (die als Antioxidantien = Radikalenfänger bezeichnet werden), Omega 3 oder 9 Fettsäuren, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, die in besonders hoher Menge in diesen Nahrungsmitteln vorliegen.

 

Mythos Superfood – was steckt dahinter?

Was bei allen gleich ist: die Geschichte dahinter. Immer ist es ein weit entferntes Land und ein Naturvolk, das dank des betreffenden Superfoods keinen Brustkrebs, kein Übergewicht oder nur selten Herzinfarkt bekommt. Dass dabei Faktoren wie Bewegung, die sonstige Ernährung oder Stress außen vor bleiben, wird bei den Erzählungen über das neueste Wunder-Essen gern verschwiegen. Der Mythos ist dabei offenbar ein gutes Kaufargument: Laut einer Umfrage der British Dietetic Association haben 61 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon mal ein Lebensmittel nur deshalb gekauft, weil es als Superfood bezeichnet wurde. Insbesondere in Form von Smoothies oder Saft sind die Früchte mit Wunder-Wirkung derzeit gehyped.

Wie gesund Sind die Superfoods wirklich?

Die Wahrheit liegt in der Mitte. Nehmen wir etwa den Superstar unter den Superfoods, die Açai. In Brasilien wächst die dunkelblaue Beere an Palmen und wird dort frisch oder als Saft verzehrt. Bei uns findet man sie inzwischen in Joghurt, Saft, Smoothie, Müsli, Schokolade – es gibt sogar einen Sekt mit Açaí. Aber wie super sind die Beeren?

Tatsächlich hat die Açai einen hohen Gehalt an Anthocyanen. Dieser dunkle Pflanzenfarbstoff wirkt antioxidativ, das heißt, er schützt die Körperzellen vor freien Radikalen. Aber die brasilianische Beere enthält auch Fett (Omaga-3-Fettsäuren). Und in Sachen Anthocyan-Gehalt können es unsere einheimischen Lebensmittel wie Rotkohl, rote Trauben, Holunder, Blaubeeren und schwarze Johannisbeeren locker mit der Açai aufnehmen. Aund zudem ist ein Nachweis dadurch hervorgerufenen gesundheitlichen Nutzens beim Menschen noch nicht erbracht worden.

An der Açaí zeigt sich auch das Grundproblem vieler Superfoods: Man bekommt sie selten frisch. Weil rohe Superfoods den Weg zu uns nicht überstehen, werden sie vor Ort getrocknet oder zu Pulpe (einer breiigen Masse) verarbeitet. Wie viel Superfood später im Endprodukt steckt, erkennt der Verbraucher nicht.

Und: Zuckerreiche Müslis oder Milchprodukte werden mit ein paar Açaí-Beeren nicht gesünder.

Goji- Beeren sind Bocksdornfrüchte!

Dass die exotische Herkunft vieler dieser Lebensmittel auch problematisch sein kann, zeigt die Goji-Beere. Sie gilt aufgrund ihres hohen Antioxidanzien- Gehalts (Vitamine und Mineralstoffe ) als Jungbrunnen und wird in China traditionell bei Bluthochdruck eingenommen. Und da sie aus China kommen, sind sie oft mit Schadstoffen belastet. Hier zulande werden sie als „natürliche Anti-Aging-Quelle“ vermarktet. Die Goji-Beere sei „gesund, aber sie habe normalem Obst und Gemüse nichts voraus“, fasst der Ernährungswissenschaftler Emilio Martínez de Victoria von der Universität Granada zusammen.

Auch ökologisch sind exotische Lebensmittel nicht gerade super – wegen der langen Transportwege und der Gefährdung des Bestands. So wäre der Hoodia- Kaktus fast ausgerottet worden, weil er in den Vereinigten Staaten eine Zeit lang als Appetitzügler galt.

Chia- Samen oder heimischer Leinsamen?

Chiasamen aus Mexiko werden immer wieder mit verschiedenen Gesundheitsversprechen beworben. Sie sind zwar eine gute Quelle für mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Proteine; ihr Nährstoffgehalt und ihre Wirkung auf die Verdauung sind allerdings vergleichbar mit den in Europa heimischen Leinsamen.

Echter Rohkakao – ungeröstet!

„Kakao soll durch einen hohen Flavonoidgehalt dazu beitragen können, den Blutdruck zu senken und dadurch das Risiko von Herzerkrankungen zu reduzieren“. Kakao als Rohkakao hat wunderbare gesundheitsfördernde Eigenschaften durch seinen hohen Gehalt an Magnesium, Kalium, Kalzium…Allerdings werden die Mengen, die einen signifikanten Effekt mit sich bringen könnten, beim regelmäßigen Konsum von Kakao in Form von Schokolade, Trinkkakao (Kaba) erreicht auf keinen Fall erreicht. Im Gegenteil!

Gemeint ist hier der rohe, ungeröstete Kakao, den eine süßlich- säuerliche Umhüllung (Pulpa) umgibt. Dieser Rohkakao ist nicht handelsüblich, schwer zu beziehen und in meinen Augen echtes superfood. Da ich allerdings als Chocolate instructor selber Schokoladenworkshops für Laien- Liebhaber gebe, ist mein Urteilsvermögen hier natürlich eingefärbt. Zudem kenne ich einige Plantagenbesitzer persönlich, von denen der Bio- Rohkakao (wird in seiner Pulpa getrocknet und hat dadurch einen zauberhaften Geschmack) bezogen wird. Das macht einen echten Fan aus mir!

Heidelbeere

Der Heidelbeere werden die Eigenschaften eines Superfood zugeschrieben. Dies lässt sich zum einen darauf zurückführen, dass Heidelbeeren reich an Anthocyanen sind. Diese sollen das Wachstum krebsartiger Zellen im Dickdarm verlangsamen und diese sogar abtöten können. Des Weiteren enthalten Heidelbeeren weitere Antioxidantien die in Tierversuchen dem altersbedingten Gedächtnisschwund vorbeugen und ihn zum Teil umkehren konnten.

Hierbei wird jedem klar sein, dass ein superfood keine gute, gesunde Ernährung ersetzt, keine Krankheit heilt oder den Gang zum Arzt oder Heilpraktiker ersetzt. Dies wäre sogar höchst gefährlich.

Basis für alle Superfoods ist eine gute Ernährung um diese dann zu ergänzen (Nahrungsergänzung!)

Schädliche Wirkungen durch Antioxidantien

Fast alle Lebensmittel, die bislang zum Superfood erklärt wurden, enthalten viele der Antioxidanzien, seien es Pflanzenfarbstoffe oder Vitamine. Und weil Studien immer wieder zeigen, dass Antioxidanzien freie Radikale abfangen (die unsere Körperzellen schädigen), rangeln die Superfoods um den ersten Platz bei den sogenannten ORAC-Werten („Oxygen Radical Absorbing Capacity“). Der ORAC-Wert gibt an, wie schnell ein Lebensmittel freie Radikale neutralisiert.

Doch so einfach ist es nicht: Der ORAC-Wert ist ein Laborwert, der im Reagenzglas ermittelt wird und nicht im menschlichen Körper. Trotzdem werben Hersteller von Lebensmitteln gern mit diesem Wert.

Antioxidanzien wie sekundäre Pflanzenstoffe können, in großen Mengen verzehrt, schädliche Wirkungen haben. Beispielsweise ist beschrieben, dass es zu Wechselwirkungen mit Medikamenten und zu einer schlechteren Aufnahme von Vitaminen kommen kann. Experten für Ernährung raten deshalb davon ab, Pillen oder Pulver einzunehmen, in denen Extrakte aus angeblichen Superfoods wie Matcha, Spirulina oder Moringa hoch konzentriert stecken. Die meisten Untersuchungen zeigen auch, dass nicht die einzelnen Substanzen wie Chia, Goji und Co. gesund sind, sondern eher die Mischung verschiedener Stoffe in einem Nahrungsmittel unserem Körper guttut.

Verteufeln muss man die Superfoods, wie Chlorella, Quinoa, Chiasamen, Granatapfel und Co. deshalb nicht, sondern sie eher als das sehen, was sie sind: eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Im vergangenen Jahr übrigens bat das Institute for Functional Medicine in Washington zehn Ernährungsexperten, ihr persönliches Superfood zu wählen. Welches Food war neben Sauerkraut ganz vorn dabei? Spinat. Manchmal braucht es eben gar kein exotisches Pulver oder Samen, man muss nur auf Mutti hören.

Viel Genuß wünscht Ihnen

Gabriele Bartels

Quellen: brigitte online, Wikipedia